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Sabine, 39 Jahre

Gefühlskarussell

Mein Name ist Sabine. Ich bin 39 Jahre alt und komme aus Oberbayern. Ich hatte 2021 meine Mitralklappen Operation in Bad Neustadt an der Saale und 2022 einen Nierenarterienverschluss im Urlaub.

Aber mal von vorne: 2021 die Mitralklappenrekonstruktion – Gott sei Dank konnten sie meine Klappe mit einem Ring reparieren, so dass ich keine künstliche oder biologische Klappe benötigte.

Irgendwann als Kind, sagte ich wohl einmal zu meinen Eltern: „Oh, mein Herz klopft so schnell.“ Mit etwa 15 Jahren war ich dann zum ersten Mal beim Kardiologen. Dieser sagte, dass ich eine Mitralklappeninsuffizienz habe. Und so ging das über Jahre hinweg weiter von Stufe eins, bis schließlich zur Stufe drei, der schlechtesten Stufe. Angeboren war dieser Herzfehler wohl nicht, bestimmt habe ich mal eine Krankheit verschleppt, in den Berichten redeten sie von einer rheumatischen Klappe.

An sich hätte mich das nicht groß „gestört“ wäre da nicht immer dieses „Herzrasen“ gewesen. Das hat mich mein ganzes Leben begleitet und beeinträchtigt. Zu den unpassendsten Momenten oder Bewegungen trat es auf. Und was noch schwieriger war, es wussten nicht viele Leute Bescheid. Sprich es war immer eine Heimlichtuerei. Am besten nichts anmerken lassen und immer funktionieren. Schwierig, wenn man sich als Tanzlehrerin sehr viel bewegt und eine Stunde Zumba gibt, dabei Herzrasen bekommt und es nicht mehr aufhört. Immer mit der Angst, dass es mich vielleicht irgendwann umhaue. Aber man läuft immer fleißig mit dem Strom. Sogar Treppensteigen war immer schon anstrengend.

Und eines Tages (ca. 22 Jahre später!), habe ich mich, nach langem Überlegen dann entschlossen diese OP zu machen.

Ich möchte aber eher den Fokus auf den psychischen Aspekt bringen. Denn unerfüllter Kinderwunsch, die Zeit vor der OP, der Krankenhausaufenthalt, die Reha sind für die Psyche alles andere als leicht! Was meine Familie und ich für Ängste durchstehen mussten wünsche ich niemanden. Ohne psychologische Hilfe und die Unterstützung meiner Familie wäre es nicht gegangen.

Zum Krankenhausaufenthalt: Die OP lief super. Dem ganzen Team, meinem Operateur Herr Dr. Perier möchte ich an dieser Stelle nochmal herzlich danken. Ihr seid spitze!!

Aber damit war das Thema noch nicht durch. Irgendwas stimmte nicht. Ich wurde nicht fitter. Bis ich dann plötzlich zur Not-OP musste und mir die Galle entfernt wurde. (Stressgalle?) Danach ging es bergauf und schon nach 10 Tagen (dank Corona, ganz allein) wurde ich von meiner Familie abgeholt.

So viele Dinge kommen da wieder hoch. Wie es sich anfühlt, wenn eine junge Schwester dir Zäpfchen in den Hintern stecken muss, das erste Mal in eine Bettpfanne machen zu müssen, Nadeln im Rücken wegen Wasseransammlung. Ich sah aus wie eine Gießkanne: Dick, Narben und Kabeln, mit meinem Wägelchen vor mich herschiebend. Ich habe geweint, als ich endlich eine Semmel essen durfte. Ja, geweint habe ich so oft vor Angst, vor Schmerzen und auch vor Dankbarkeit. Die Dankbarkeit, dass all diese Menschen so nett und hilfsbereit waren. Danke an sie und meine Familie. Danach war ich ein paar Tage zuhause und dann gleich auf Reha.

Doch damit nicht genug. 2022 hatte ich, im Urlaub auf Korsika, einen Nierenarterienverschluss. Daran wäre ich beinahe gestorben.  Ein Thrombus an meinem Herzen schoss – Gott sein Dank ?! – nach unten in die Niere. So oder so ungefähr. Verdrängung ist manchmal sehr hilfreich. Meine Herzleistung war nur noch bei etwa 23 %. Dann eines Tages nur noch 12%. Da wusste der Oberarzt nicht, ob ich die Nacht überleben werden. Im ersten Krankenhaus musste ich 8 Stunden warten, ohne dass ich meinem Freund sprechen durfte. Ich saß 8 Stunden, mich übergebend in einem Rollstuhl. Keiner hat sich um mich gekümmert. Ich hatte nur Kontakt übers Handy. In der Hoffnung, dass der Akku hält. Das Ende vom Lied war, ich wurde mit einem Rezept heimgeschickt.

Am nächsten Tag wurde es nicht besser und ich bin dann, dank französisch sprechender Freunde, mit einem Krankenwagen in ein anderes Krankenhaus gebracht worden. Dort erstmal das gleiche Spiel. Bis ich dann schließlich auf die Kardiologie Station kam. Eins noch, um das Thema Korsika abzuschließen. Wem Schluckecho etwas sagt: Das haben sie bei mir gemacht, aber im Wachzustand. Es war einfach nur traumatisierend.

Bleibt stark und gebt nie auf.
„Jeder von uns ist Kunst, gezeichnet vom Leben“