Leben mit einem herzkranken Partner - wie geht es weiter?
Ein Herzinfarkt oder ein anderes plötzliches Herzereignis verändern die Familiensituation von einem Tag auf den anderen. Nichts ist wie esvorher war. Partner und Angehörige fragen sich nicht selten, wie sie mit der betroffenen Person in Zukunft umgehen sollen. Viele Fragen tauchen auf. Unsicherheit und Ängste schwingen im Alltag mit.
Wir manövrieren Sie durch diese neue Situation und geben Ihnen Tipps und Hilfestellungen für ihre neue gemeinsame Zukunft.
Zwischen Fürsorge und Überforderung
Viele Angehörige möchten ihrem herzkranken Partner möglichst viel abnehmen. Sie kümmern sich, organisieren, erinnern an Medikamente und versuchen, das Leben so reibungslos wie möglich zu gestalten. Doch gerade in dieser Fürsorge steckt eine Gefahr: Wer ständig für den anderen da ist, vergisst leicht sich selbst.
Achten Sie auf ihre Grenzen. Auch Sie dürfen müde, genervt oder überfordert sein. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern menschlich. Reden Sie mit Ihrem Partner offen darüber, was Ihnen guttut – und wo Sie Unterstützung brauchen. Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie auch langfristig für den anderen da sein.
TIPP
Holen Sie sich Unterstützung von außerhalb, z. B. von der Krankenkasse. Mit einer akuten oder chronischen Herzerkrankung hat ihr Partner / ihre Partnerin Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis. Auf ihm wird der GdS (Grad der Schwerbehinderung) vermerkt.
https://www.zbfs.bayern.de/menschen_mit_behinderung/behinderung_und_schwerbehindertenausweis/
Des Weiteren haben Sie die Möglichkeit bei der Pflegekasse einen Antrag auf Pflegegradeinstufung einzureichen. Ab einen Pflegegrad 1 haben Sie Anspruch auf Pflegeleistungen z. B. für eine Haushaltshilfe.
https://www.pflege.de/pflegekasse-pflegerecht/pflegegrade/
Gefühle zulassen - auf beiden Seiten
Eine Herzkrankheit trifft nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Ihr Partner erlebt möglicherweise Ängste, Unsicherheit oder das Gefühl, nicht mehr belastbar zu sein. Auch Sie selbst haben Sorgen – um die Gesundheit, die Zukunft, vielleicht sogar um die Beziehung.
All diese Gefühle sind erlaubt. Sie müssen sie nicht unterdrücken oder „stark bleiben“. Geben Sie sich gegenseitig Raum, in dem beide offen über Ängste, Frust oder Hoffnung sprechen können. Hierbei kann es hilfreich sein, einen regelmäßigen Termin von einer halben Stunde zu vereinbaren. Beide dürfen nun gleich lang ihre Gedanken aussprechen, ohne bewertet zu werden.
Auch Gespräche mit Freund*innen, anderen Angehörigen oder in einer Selbsthilfegruppe können zusätzlich entlasten. Ehrliche Kommunikation ist die beste Grundlage für Nähe und Vertrauen.
Partnerschaft nach einem Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt ist ein einschneidendes Erlebnis – nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für den Partner. Oft bleibt nach der akuten Phase die Angst: „Was, wenn es wieder passiert?“ Viele Herzpatient*innen fühlen sich anfangs schwach, verletzlich oder schuldig, weil sie „eine Last“ geworden sind. Gleichzeitig trauen sich Angehörige oft nicht, ihre Sorgen offen anzusprechen.
Hier hilft Offenheit. Sprechen Sie über Ihre Ängste, aber auch über Ihre Wünsche. Nähe, Zärtlichkeit und Sexualität sind wichtige Bestandteile einer gesunden Beziehung – sie dürfen, Schritt für Schritt, wieder Platz haben. Vertrauen wächst mit der Zeit. Ein Herzinfarkt verändert vieles, aber er muss nicht trennen. Er kann auch die Chance sein, bewusster miteinander umzugehen, Rücksicht zu nehmen und sich neu kennenzulernen.
Kleine Schritte im Alltag
Nach einer Herzdiagnose ist vieles anders – aber nicht alles verloren. Nehmen Sie sich bewusst eine Auszeit vom „schwierigen“ Alltag. Kleine, gemeinsame Aktivitäten geben Halt und Zuversicht. Ein kurzer Spaziergang, gemeinsames Kochen einer herzgesunden Mahlzeit oder einfach ein Abend auf dem Sofa können zu wertvollen Momenten werden.
Schaffen Sie Rituale: etwa ein festes Kaffeedate oder eine tägliche Dankbarkeitsminute. Hierbei sollten Sie bewusst die Krankheit ausklammern und sich nur auf die schönen Dinge konzentrieren. Diese kleinen Konstanten bringen Struktur und Zuversicht. Sie erinnern daran, dass das Leben trotz herzkrankem Partner schöne Momente bereithält.

Unterstützung annehmen - ein Zeichen von Stärke
Niemand muss eine solche Situation allein bewältigen. Nutzen Sie die Telefonberatung des Vereins oder schauen Sie sich unsere Angehörigen-Selbsthilfegruppe an. Manchmal hilft schon ein: „Ich kenne das Gefühl. Mir geht es ähnlich.“
Auch professionelle Unterstützung – etwa durch psychokardiologische Beratung – kann sinnvoll sein, um die seelische Balance wiederzufinden. Hilfe anzunehmen bedeutet nicht, zu versagen. Im Gegenteil: Es zeigt, dass Sie Verantwortung übernehmen – für sich und Ihre Partnerschaft.
Gemeinsam nach vorne schauen
Trotz aller Herausforderungen kann eine Herzkrankheit auch neue Perspektiven eröffnen. Viele Paare berichten, dass sie bewusster leben, mehr aufeinander achten und kleine Dinge intensiver schätzen.
Versuchen Sie, den Blick auf das zu richten, was möglich bleibt – und nicht nur auf das, was verloren ging. Mit Geduld, gegenseitigem Respekt und liebevoller Aufmerksamkeit können Sie ein neues Gleichgewicht finden. Ihr gemeinsamer Weg ist nicht vorbei – er hat nur eine andere Richtung eingeschlagen.
Fazit
Leben mit einem herzkranken Partner bedeutet Veränderung – und gleichzeitig eine Einladung, Nähe, Vertrauen und Achtsamkeit neu zu entdecken. Wenn Sie sich gegenseitig Raum geben, ehrlich miteinander sprechen und Unterstützung annehmen, heben Sie ihre Beziehung auf ein neues Level.
Haben Sie Mut und Vertrauen in sich und ihren herzkranken Partner. Heißen Sie das Leben mit all seinen Facetten willkommen und genießen Sie die guten Momente.
