Wie verändert sich mein Leben mit Defibrillator?
Wer einen Defibrillator erhält, hat meist ein schweres Herzereignis hinter sich. Psychisch und körperlich muss man sich den neuen Gegebenheiten anpassen und sein Leben neu ordnen.
Um das Gerät optimal gegen äußere Einflüsse zu schützen, sollten elektromagnetische Strahlung und Stöße im Brustbereich vermieden werden. Im Alltag finden sich einige Gefahrenquellen, wie im Haushalt oderin bestimmten Tätigkeitsbereichen.
Wie man diese potentiellen Gefährdungen, erkennt lesen Sie im Text. Sie werden sehen, das Leben mit implantierten Defibrillator ist gar nicht so kompliziert.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein Defibrillator?
- Definition
- Arten von Defibrillatoren
- Wer braucht einen Defibrillator?
- Welche Sortarten darf ich ausüben?
- Sportarten, die geeignet sind
- Sportarten, die man meiden sollte
- Achtung im Alltag
- Vorsicht bei elektronischen Geräten
- Orte, die gefährlich sein können
- Leben mit Defi
- Seelische Aspekte
- Umgang mit Notfällen
- Kontrolle und Nachsorge
- Fazit
Was ist ein Defibrillator?
Definition
Ein Defibrillator ist ein medizinisches Gerät, das dazu dient, lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen zu erkennen und zu behandeln. Implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs), werden direkt im Körper eingesetzt, um bei Bedarf elektrische Schocks abzugeben und das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen. Es gibt auch Kombigeräte, die zusätzlich einen Herzschrittmacher inkludiert haben. Eine dritte, kurzfristige Variante sind die sogenannten Defiwesten, die wie ein Kleidungsstück getragen werden. Sie werden allerdings meist nur als Überbrückung bis zur tatsächlichen Implantation oder wenn ein ICD nicht dauerhaft benötigt wird verordnet.
Arten von Defibrillatoren
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten: dem subkutanen und dem submuskulären Defibrillator. Der Hauptunterschied der beiden Varianten liegt in der Platzierung des Geräts und der Art und Weise, wie sie mit dem Herz interagieren. Beide Geräte bieten lebensrettende Funktionen, jedoch können die spezifischen Vor- und Nachteile je nach Patient und klinischer Situation variieren.
Subkutaner Defibrillator (S-ICD)
- Platzierung: Der subkutane Defibrillator wird unter der Haut, typischerweise im Bereich der Brust, implantiert. Er ist nicht direkt mit dem Herzen verbunden, sondern hat Elektroden, die unter der Haut verlaufen und das Herz von außen überwachen.
- Funktion: Der S-ICD erkennt gefährliche Herzrhythmusstörungen und kann elektrische Schocks abgeben, um das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen. Da er nicht invasiv mit dem Herz verbunden ist, ist das Risiko von Komplikationen, die mit der direkten Verbindung zu den Herzstrukturen verbunden sind, geringer.
- Indikationen: Er wird häufig bei Patienten eingesetzt, die ein hohes Risiko für einen plötzlichen Herztod haben, aber keine Notwendigkeit für eine ständige Überwachung des Herzrhythmus haben.
Submuskulärer Defibrillator
- Platzierung: Der submuskuläre Defibrillator wird unter dem Muskelgewebe implantiert, typischerweise im Brustbereich. Er ist ebenfalls nicht direkt mit dem Herzen verbunden, aber die Platzierung unter dem Muskel kann eine andere Art der Stabilität und des Schutzes bieten.
- Funktion: Ähnlich wie der S-ICD erkennt der submuskuläre Defibrillator gefährliche Herzrhythmusstörungen und kann Schocks abgeben. Die Platzierung unter dem Muskel kann in bestimmten Fällen eine bessere Signalübertragung und eine geringere Wahrscheinlichkeit von Bewegungsartefakten bieten.
- Indikationen: Auch dieser Typ wird bei Patienten eingesetzt, die ein Risiko für einen plötzlichen Herztod haben, jedoch kann die Wahl zwischen subkutanem und submuskulärem Defibrillator von individuellen anatomischen Gegebenheiten und medizinischen Bedürfnissen abhängen.
Wer braucht einen Defibrillator?
Die Implantation eines Defibrillators erfolgt in der Regel bei Patienten, die ein hohes Risiko für einen plötzlichen Herztod haben. Dies kann aufgrund von Vorerkrankungen wie Herzinsuffizienz, Herzinfarkten oder genetischen Herzkrankheiten der Fall sein. Der Defibrillator bietet eine lebensrettende Maßnahme und gibt den Patienten ein Gefühl von Sicherheit.
Welche Sportarten darf ich mit Defi noch ausüben?
Sportarten, die geeignet sind:
Gehen /Wandern:
Regelmäßiges Gehen, ob schnell oder langsam, ist eine hervorragende Möglichkeit, aktiv zu bleiben. Es ist sanft für das Herz und kann leicht in den Alltag integriert werden.
Radfahren:
Suchen Sie sich Touren, die Sie nicht überfordern. Radfahren auf flachen Strecken oder in gemäßigtem Tempo kann eine gute Option sein. Vermeiden Sie jedoch stark befahrene Straßen oder extreme Gelände.
Schwimmen:
Schwimmen ist gelenkschonend und stärkt das Herz-Kreislauf-System ohne den Organismus zu stark zu belasten. Achten Sie darauf, in sicheren und überwachten Gewässern zu schwimmen.
Yoga:
Sanfte Yoga-Übungen können helfen, die Flexibilität und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Vermeiden Sie jedoch intensive oder anstrengende Yoga-Stile.
Leichtes Krafttraining:
Mit ärztlicher Genehmigung können leichte Gewichte oder Widerstandsübungen durchgeführt werden. Achten Sie darauf, die Übungen korrekt auszuführen und Überanstrengung zu vermeiden.
Tanz
Egal ob Standard oder Freestyle. Tanzen macht Spaß und trainiert den Körper. Gehen Sie aus oder machen Sie sich daheim ihre Lieblingsmusik an und bewegen Sie sich.
Sportarten, die man meiden sollte:
Kontaktsportarten:
Sportarten wie Fußball, Basketball, Rugby oder Boxen sollten vermieden werden, da sie ein höheres Risiko für Verletzungen und Stöße darstellen.
Extremsportarten:
Aktivitäten wie extremes Bergsteigen, Fallschirmspringen, Bungeejumping oder andere risikobehaftete Sportarten sind nicht empfehlenswert.
Intensive Ausdauersportarten:
Hochintensive Aktivitäten wie Marathonlaufen oder Triathlons können für einige Patienten zu belastend sein.
Sportarten mit plötzlichen Bewegungen:
Sportarten, die schnelle Richtungswechsel oder abruptes Stoppen erfordern, wie Tennis oder Squash, sollten mit Vorsicht betrachtet werden.
Einseitige Belastungen:
Bogenschießen, Jäger und Vereinsschützen sollten Rückstöße im Bereich des Implantats vermeiden.
Wichtige Hinweise
Ärztliche Beratung: Sprechen Sie vor Beginn eines neuen Sportprogramms mit Ihrem Kardiologen. Er kann individuelle Empfehlungen basierend auf Ihrem Gesundheitszustand geben. Körperliche Reaktion: Achten Sie auf Ihren Körper. Wenn Sie Symptome wie Schwindel, Atemnot, Brustschmerzen oder unregelmäßigen Herzschlag verspüren, sollten Sie sofort aufhören und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Langsame Steigerung: Beginnen Sie mit leichten Aktivitäten und steigern Sie die Intensität allmählich, um Ihren Körper an die Belastung zu gewöhnen. Individuelle Unterschiede sind wichtig, und was für einen Patienten sicher ist, kann für einen anderen nicht zutreffen. Daher ist es wichtig, personalisierte Empfehlungen von einem Facharzt zu erhalten.
Achtung im Alltag
Als Patient mit einem Defibrillator (ICD oder S-ICD) ist es wichtig, bestimmte Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit elektrischen Geräten und in bestimmten Umgebungen zu beachten, um mögliche Störungen des Geräts zu vermeiden. Hier sind einige wichtige Punkte, auf die Sie achten sollten:
Vorsicht bei elektronischen Geräten
1. Handys und Tablets: Halten Sie Mobiltelefone in einem Abstand von mindestens 15 cm zum Defibrillator. Vermeiden Sie es, das Handy direkt über dem Implantationsbereich zu halten.
2. Mikrowellen: Mikrowellen sind in der Regel sicher, solange sie ordnungsgemäß funktionieren und keine Schäden aufweisen. Achten Sie darauf, sich nicht direkt vor die Mikrowelle zu stellen, während sie in Betrieb ist.
3. Elektromagnetische Geräte: Geräte wie starke Magneten, Hochfrequenzgeräte (z. B. bestimmte medizinische Geräte) oder Magnetresonanztomographie (MRT) können den Defibrillator stören. Informieren Sie immer das medizinische Personal über Ihren Defibrillator, bevor Sie sich einem MRT unterziehen.
4. Küchengeräte: Geräte wie Mixer, Staubsauger oder elektrische Werkzeuge sind in der Regel unbedenklich, solange sie ordnungsgemäß verwendet werden. Halten Sie jedoch einen gewissen Abstand, um mögliche Störungen zu vermeiden. Mit einem Abstand von 25 cm sind Sie bei Induktionsherden auf der sicheren Seite.
5. Sicherheits- und Überwachungsgeräte: Einige Sicherheitsgeräte, wie z. B. bestimmte Alarmanlagen oder Überwachungssysteme, können elektromagnetische Felder erzeugen. Es ist ratsam, sich über die spezifischen Geräte zu informieren und gegebenenfalls Rücksprache mit Ihrem Arzt zu halten.
Orte, die gefährlich sein können
1. Fitnessstudios: Viele elektrische Fitnessgeräte können elektromagnetische Felder erzeugen. Achten Sie darauf, Abstand zu Geräten mit starken Magnetfeldern zu halten, und informieren Sie das Personal über Ihren Defibrillator.
2. Flughäfen: Die Sicherheitskontrollen am Flughafen sind in der Regel unbedenklich, aber es ist ratsam, das Sicherheitspersonal über Ihren Defibrillator zu informieren, um mögliche Probleme zu vermeiden.
3. Kliniken und Krankenhäuser: Informieren Sie das medizinische Personal über Ihren Defibrillator, insbesondere wenn Sie sich einer Untersuchung oder Behandlung unterziehen, die elektromagnetische Felder (z.B. beim MRT) erzeugen könnte.
4. Baustellen: Auf Baustellen können starke elektrische Geräte und Maschinen verwendet werden. Halten Sie Abstand zu diesen Geräten und tragen Sie gegebenenfalls Schutzkleidung.
5. Elektromagnetische Felder: Vermeiden Sie längere Aufenthalte in der Nähe von Hochspannungsleitungen oder großen Transformatoren, da diese starke elektromagnetische Felder erzeugen können.
Allgemeine Tipps
Ärztliche Beratung: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über spezifische Geräte oder Umgebungen, die Sie betreten möchten, um individuelle Empfehlungen zu erhalten.
Aufklärung: Informieren Sie Familie, Freunde und Kollegen über Ihren Defibrillator, damit sie im Notfall wissen, wie sie helfen können.
Symptome beobachten: Achten Sie auf Symptome wie Schwindel, Herzklopfen oder andere ungewöhnliche Empfindungen, wenn Sie in der Nähe elektrischer Geräte sind, und suchen Sie bei Bedarf sofort medizinische Hilfe.
Individuelle Unterschiede sind wichtig, und es ist ratsam, sich regelmäßig über neue Informationen und Empfehlungen zu informieren. Sollten Sie unsicher sein, können Sie sich auch direkt beim Hersteller ihres Defis informieren.
Leben mit Defibrillator
Nach einer Implantation oder einer einer Schockabgabe aufgrund von Kammerflimmern wird den Patienten das Autofahren verboten. Die Länge des Verbots hängt vom persönlichen Krankheitsverlauf und von den behandelten Ärzt*innen ab. Nach einer gewissen Zeit wird das Fahrverbot meist wieder aufgehoben. Diese Einschränkung ist für Patienten oft sehr belastend. Gut, wenn man sich kardiopsychologische Unterstützung, z.B. hier im Verein, holt.
Seelische Aspekte
Das Leben mit implantierten Defibrillator kann auch psychische Herausforderungen mit sich bringen. Ängste und Sorgen über mögliche Herzprobleme sind normal. Es kann hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen, z.B. in einer Selbsthilfegruppe auszutauschen oder professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Umgang mit Notfällen
Es ist wichtig, im Falle eines Notfalls gut vorbereitet zu sein. Patienten sollten immer einen Notfallausweis bei sich tragen, der Informationen über ihren Defibrillator enthält. Zudem sollten sie Angehörige und Freunde über den Defibrillator informieren, damit diese im Ernstfall wissen, wie sie helfen können.
Vor einer Reise sollte man sich über die medizinische Infrastruktur informieren: Wo finde ich einen Kardiologen, der meinen Defi auslesen kann? Wo ist die nächste Klinik? Habe ich eine Auslandskrankenversicherung? Wer organisiert den Rücktransport.
Kontrolle und Nachsorge
Regelmäßige Arztbesuche sind unerlässlich, um die Funktion des Defibrillators zu überprüfen und den allgemeinen Gesundheitszustand zu überwachen. Die Nachsorge kann helfen, mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Fazit
Das Leben mit Defibrillator kann herausfordernd sein, bietet jedoch auch viele Möglichkeiten für ein erfülltes Leben. Mit der richtigen Unterstützung, einem gesunden Lebensstil und regelmäßigen Kontrollen können Patienten lernen, mit ihrem Defibrillator zu leben und ihre Lebensqualität zu verbessern. Es ist wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen und aktiv an der eigenen Gesundheit zu arbeiten.
