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Lisa

Vom Tiefpunkt zur Stärke

Hallo 🙂

Ich bin Lisa, mit 29 Jahren hatte ich eine starke Erkältung, aus der eine Herzmuskelentzündung resultierte. Leider wurde sie erst nach einem dreiviertel Jahr entdeckt, als mein Herz bereits enorm geschädigt war. Mein Fehler war, dass ich nicht zum Arzt gegangen bin, als ich akut krank war und ich viel gearbeitet habe. Vor allem körperlich im Service in einem großen Hotel und sobald es mir wieder besser ging, schnell wieder Laufen war.

Die Diagnose dilatative Kardiomyopathie mit einem kompletten Linksschenkelblock direkt zu Beginn im NYHA Stadium II – III mit einem EF von 30 nahm mir mein bisheriges Leben. Es dauerte ein bis zwei Jahre bis die Medikamente bei mir eingestellt waren und gut wirkten. Zuerst versuchte ich noch zu arbeiten, merkte aber schnell, dass es einfach nicht mehr ging. Ich war monatelang krank geschrieben, die volle Erwerbsminderungsrente bekam ich ohne viel Aufwand direkt genehmigt. Mein damaliger Freund trennte sich kurze Zeit nach der Diagnose von mir, da er keine kranke Freundin haben wolle, aber erst nachdem er darum gebeten hatte, wenn ich mich für einen Herzschrittmacher im Brustbereich operieren lassen würde, ich mir doch bitte meine Brüste ordentlich vergrößern lassen solle. Mein damals liebstes Hobby Joggen gehen und an Läufen teilnehmen, war überhaupt nicht mehr möglich. Die Ärzte sagten immer, ich solle mich schonen und viel ruhen. Mein Leben plätscherte eher traurig und inaktiv dahin, bis ich mir meinen Hund zulegte, damit ich wieder täglich in der Natur in Bewegung war und mir ein junger Arzt sagte, ich solle doch einfach so viel Sport machen, wie ich möchte, mein Körper wird mir schon sagen, wann es zu viel ist. Ich wurde wieder sportlicher, machte das Wandern zu meiner Leidenschaft und entdeckte ganz neu das Klettern für mich. Als ich dann noch einen wahnsinnig aktiven und attraktiven Lebenspartner fand, war mein Leben fast perfekt. Aber eben nur fast.

Bei einem Gutachten für die Rente kam mir mein Verliebtsein und die neu gewonnene Abenteuerlust alles andere als zugute. Ich fühlte mich einfach zu gut und sollte wieder Vollzeit arbeiten. Ich steigerte meine Stunden von Minijob-Basis auf Halbtag, um damit finanziell über die Runden zu kommen. Ich steckte meine ganze Kraft, Zeit und Energie in die Arbeit, aus Sorge, nicht gut genug zu arbeiten und den Arbeitgeber zu enttäuschen. Doch damit hatte ich keinerlei Kraft, Zeit und Energie mehr übrig für mich. Ich schaffte meinen Haushalt, meine Termine, meine Verabredungen nicht mehr, konnte mich nicht mehr um meinen Hund kümmern und war auf permanente Hilfe meiner Eltern angewiesen. Und das als Erwachsene. Es machte mich kaputt. Zu alledem verlor ich Bekanntschaften, Freundschaften und meine Beziehung. Gerade in der Zeit, als ich liebevolle Unterstützung gebraucht hätte, vergraulte ich alle, nur weil es mir körperlich und auch seelisch nicht gut ging. Ich war wieder am Boden.

Wie selbstverständlich wurde ich auf unbestimmte Zeit wieder krank geschrieben, damit ich entlastet wurde, erhielt wieder sofort die volle Erwerbsminderungsrente und konnte wieder das Leben genießen. Nur diesmal alleine.

Natürlich mache ich mir Gedanken, dass ich einfach zu Problem behaftet bin und ich deshalb nicht die Chance erhalte, mein Leben mit lieben Menschen teilen zu können.

Aber was ich gelernt habe: Jeder hat seine eigenen Probleme.

Es ist nur die Frage, wie wir damit umgehen.

Ich möchte jungen Herzkranken Mut machen, das Abenteuer Leben anzupacken. Egal ob ganz leise und schwach, laut und stark, alleine oder gemeinsam.

Wir Herzkranke sind stark, stärker als so viele andere.

Wir haben Biss und Willenskraft.

Das Leben ist lebenswert. Immer.