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eine Frau sitzt im Schneidersitz in Meditationshaltung im Grünen

Den Alltag meistern – Tipps für Herzpatient*innen mit körperlichen Einschränkungen

Was tun, wenn man nicht mehr so belastbar wie früher ist?

Körperliche Einschränkungen können das Leben vieler Menschen erheblich beeinflussen, besonders wenn sie in Verbindung mit einer Herzerkrankung auftreten. Solche Einschränkungen betreffen nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern oft auch das emotionale Wohlbefinden und den Alltag der Betroffenen. Sie reichen von geringerer Belastbarkeit und Atemnot bis hin zu Herausforderungen bei der Mobilität oder bei sozialen Aktivitäten.

Dieser Artikel beleuchtet, was körperliche Einschränkungen sind, wie sie sich speziell bei Herzpatient*innen äußern und welche Strategien helfen können, den Alltag trotz dieser Herausforderungen aktiv und lebenswert zu gestalten.

Neben medizinischen Fakten und Tipps zur Alltagsgestaltung gehen wir auch darauf ein, wie Betroffene mit Frustrationen und Ängsten umgehen können, um sowohl die körperliche als auch die emotionale Gesundheit zu fördern.

Körperliche Einschränkungen

Definition

Körperliche Einschränkungen oder auch Körperbehinderungen umfassen laut medizinischer Definition Beeinträchtigungen der physischen Leistungsfähigkeit. Diese können sowohl den äußeren Stütz- und Bewegungsappart sowie die inneren Organe, wie das Herz, betreffen. Auslöser sind beispielsweise chronische Erkrankungen, Verletzungen und der Alterungsprozess. Verschiedene Funktionen wie Beweglichkeit, Kraft, Koordination und Ausdauer und das Bewältigen alltäglicher Aufgaben sind erschwert.

Was sind körperliche Einschränkungen?

Es gibt aber auch eine subjektive Ebene, die das eigene Empfinden betrifft: Manchmal fühlen sich Menschen nicht voll leistungsfähig, obwohl keine objektive Einschränkung festgestellt wird. Das kommt bei Herzpatienten öfter vor, da Symptome wie Atemnot, Müdigkeit oder Angstgefühle die gefühlte Leistungsfähigkeit beeinflussen. Die subjektive Wahrnehmung kann hier eine große Rolle spielen und das tägliche Leben maßgeblich prägen, auch wenn nicht alle dieser Beschwerden auf medizinisch messbare Faktoren zurückzuführen sind.

Arten der Einschränkungen

Temporäre Einschränkungen

Diese treten meist im Zusammenhang mit einem akuten Ereignis auf, wie z. B. einem Herzinfarkt oder einer Operation am Herzen. Temporäre Einschränkungen bessern sich oft im Verlauf der Genesung und mit gezielter Rehabilitation.

Dauerhafte Einschränkungen

Eine chronische Herzerkrankung belastet den Körper meist dauerhaft. Atemprobleme oder eine deutlich eingeschränkte körperliche Belastbarkeit können nur bedingt verbessert werden. Hier ist eine langfristige Anpassung des Alltags und oft auch die Unterstützung durch Hilfsmittel oder pflegerische Maßnahmen erforderlich.

Körperliche Einschränkungen im Alltag

Herzpatienten leiden oft unter einer Reihe spezifischer Einschränkungen, die ihren Alltag und ihre Lebensqualität erheblich beeinflussen können:

  • Eingeschränkte Belastbarkeit: Schon alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen oder das Heben schwerer Gegenstände können anstrengend und belastend sein.
  • Schnelle Erschöpfung: Da das Herz geschwächt ist, tritt Müdigkeit schneller ein. Selbst leichte Anstrengungen können zu einer starken Erschöpfung führen.
  • Atemnot: Viele Herzpatient*innen erleben Atemprobleme, insbesondere bei körperlicher Belastung.
  • Kreislaufprobleme: Häufige Symptome sind Schwindel, niedriger Blutdruck und ein erhöhtes Risiko für Stürze.
  • Einschränkung der Mobilität: In manchen Fällen benötigen Herzpatient*innen zusätzliche Unterstützung durch Gehhilfen oder Rollstühle, um sich sicher bewegen zu können.

Diese Symptome machen es schwierig, alltägliche Aufgaben wie
Einkaufen, Treppensteigen oder das Erledigen von Hausarbeiten ohne Pause zu
bewältigen. Auch die Teilnahme an sozialen Aktivitäten oder das Arbeiten kann
erschwert sein. Das Gefühl, den Anforderungen des Alltags nicht mehr gewachsen
zu sein, führt bei vielen Betroffenen zu Frustration und auch zu Ängsten, etwa
vor einem erneuten Herzproblem oder einem Sturz. 

Die Einschränkungen beeinflussen nicht nur die physische Leistungsfähigkeit, sondern haben oft auch einen emotionalen Einfluss

Ein Verlust der Selbstständigkeit und das Bedürfnis nach zusätzlicher
Unterstützung können das Selbstvertrauen und die Lebensfreude verringern.
Dennoch ist es möglich, den Alltag durch gezielte Anpassungen und Unterstützung
so zu gestalten, dass die Lebensqualität weitgehend erhalten bleibt.

Alltagsaktivitäten dem neuen Leben anpassen​

Nach einer Herzkrankheit ist es wichtig, den Alltag neu zu gestalten, um die Belastungen des Körpers zu berücksichtigen, ohne auf Lebensqualität zu verzichten.

Passen Sie ihre Gewohnheiten ihren Bedürfnissen gezielt an.

Belastungsgrenzen akzeptieren

Ein wesentlicher Schritt ist es, die eigenen Grenzen zu erkennen und sie zu akzeptieren. Viele Herzpatient*innen erleben schnelle Erschöpfung und Atemnot bei Anstrengungen.

Es ist ratsam, Aktivitäten in kleine Schritte aufzuteilen, Pausen einzuplanen und auf Warnsignale des Körpers zu hören. Regelmäßige, aber maßvolle Bewegung wie Spazierengehen oder leichtes Dehnen hilft, die Muskeln zu stärken, ohne das Herz zu überlasten.

Ergonomische Hilfsmittel und Anpassungen zuhause

Scheuen Sie nicht Hilfsmittel gezielt zu nutzen. Beispiele sind leichte Greifhilfen, ergonomische Sitzmöbel, Haltegriffe im Badezimmer und Treppenlifte. Sie reduzieren die Belastung und das Risiko von Stürzen. Auch die Umstellung auf leichtere Haushaltsgeräte und gut erreichbare Aufbewahrungsorte verringern die körperliche Anstrengung und machen alltägliche Aufgaben sicherer.

Unterstützung in Anspruch nehmen

Niemand sollte zögern, Hilfe in Anspruch zu nehmen – sei es durch Angehörige, Freunde oder professionelle Pflegekräfte. Unterstützende Hände im Haushalt, bei Einkäufen oder Arztbesuchen erleichtern nicht nur den Alltag, sondern verringern auch Stress.

Bedeutung von Physiotherapie

Physiotherapie ist für Herzpatient*innen ein wichtiger Baustein, um die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu fördern, ohne das Herz zu überlasten. Speziell ausgebildete Therapeut*innen passen die Übungen individuell an und begleiten Sie auf ihrem Weg zu mehr Beweglichkeit und Ausdauer.

Regelmäßige Physiotherapie kann auch helfen, die körperliche Belastbarkeit langsam zu steigern und das Selbstvertrauen zurückzugewinnen.

Ärztliches Attest bei dauerhafter Einschränkung

Dauerhafte Einschränkungen können Herzpatienten in vielen Lebensbereichen betreffen, einschließlich des Berufslebens. 

Wenn die Erkrankung die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt, ist es oft notwendig, ein ärztliches Attest einzuholen, das die Einschränkungen offiziell bestätigt. Dieses Attest dient nicht nur als Nachweis der gesundheitlichen Situation, sondern auch als Grundlage, um spezielle berufliche Anpassungen oder Unterstützungsleistungen zu erhalten.

WISSENSWERT: Muss der Arbeitgeber besondere Rahmenbedingungen schaffen?

Laut Sozialgesetzbuch § 167 Absatz 2 Neuntes Buch (SGB IX) ist der Arbeitgeber verpflichtet, im Rahmen des sogenannten betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) gemeinsam mit dem betroffenen Mitarbeiter nach Lösungen zu suchen, um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Dazu zählen unter anderem:
Arbeitsplatzanpassungen:
Ergonomische Anpassungen wie höhenverstellbare Tische, spezielle Sitzgelegenheiten oder Unterstützung bei körperlich anstrengenden Aufgaben.
Anpassung der Arbeitszeiten:
Für eine regelmäßige Erholung sind flexible Arbeitszeiten oder eine Teilzeitbeschäftigung sinnvoll.
Homeoffice:
Eine gute Alternative, um lange Arbeitswege zu ersparen und die Arbeit den eigenen Kräften anzupassen.

Frustration und Umgang mit Ängsten​

Eine Herzerkrankung stellt nicht nur den Körper vor neue Herausforderungen, sondern wirkt sich oft auch auf die Psyche aus. Die plötzliche Einschränkung körperlicher Fähigkeiten und die Sorge vor weiteren gesundheitlichen Rückschlägen können Frustration und Ängste auslösen.

Warum ist es wichtig, Veränderungen anzunehmen?

Die Akzeptanz der eigenen körperlichen Grenzen ist ein erster, entscheidender Schritt im Heilungsprozess und hilft, Frustrationen zu mindern. Indem Betroffene die neuen Gegebenheiten annehmen, gewinnen sie die Kontrolle über ihren Alltag zurück und können gezielt Anpassungen vornehmen. Diese Einstellung stärkt das Selbstvertrauen und erleichtert den Umgang mit Ängsten. Natürlich ist das leichter gesagt als getan – doch durch regelmäßiges Reflektieren und mit Unterstützung fällt dieser Prozess oft leichter.

Es kann helfen, die Situation Schritt für Schritt anzugehen und sich auf das zu konzentrieren, was weiterhin möglich ist, anstatt nur das zu sehen, was verloren gegangen ist. Konzentrieren Sie sich auf die positiven Aspekte des Lebens. Achtsamkeitsübungen oder Atemtechniken (hier finden Sie Lesetipps) unterstützen dabei.

 

Sozialer Austausch mit Betroffenen

Selbsthilfegruppen bieten eine wertvolle Möglichkeit, regelmäßig in Kontakt mit anderen Betroffenen zu kommen, von deren Erfahrungen zu profitieren und auch selbst Erfahrungen weiterzugeben. Sie sind eine wichtige Quelle des sozialen Rückhalts und ermöglichen es, sich nicht allein zu fühlen.

Zudem können Hotline-Angebote helfen, persönliche Ängste oder Unsicherheiten offen zu besprechen und individuelle Lösungsansätze zu finden. Diese Beratungs- und Unterstützungsangebote sind für Herzpatient*innen von großer Bedeutung, denn sie helfen dabei, mit emotionalen Belastungen umzugehen und sich sicherer und gestärkter im Alltag zu fühlen.

 

Bewältigungsstrategien für emotionale Herausforderungen

 

Für die Bewältigung der emotionalen Herausforderungen gibt es viele hilfreiche Ansätze: Gedankentagebücher, das Fokussieren auf kleine Fortschritte oder das Entwickeln neuer Hobbys können helfen, Frustrationen zu lindern und die eigene Belastbarkeit zu stärken.

Auch Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelentspannung und Achtsamkeit tragen zur emotionalen Stabilität bei und geben Raum, um negative Gefühle besser zu verarbeiten.

Fazit

Für Herzpatienten mit körperlichen Einschränkungen ist es wichtig, den Alltag an die neuen gesundheitlichen Gegebenheiten anzupassen, um die Lebensqualität zu erhalten. Die Akzeptanz der eigenen Belastungsgrenzen und die Nutzung ergonomischer Hilfsmittel fördern Sicherheit und Unabhängigkeit.

Ein ärztliches Attest kann helfen, notwendige Anpassungen am Arbeitsplatz zu erhalten.

Der Umgang mit emotionalen Herausforderungen ist ebenfalls entscheidend; der Austausch in Selbsthilfegruppen und das Einüben von Entspannungstechniken unterstützen das seelische Wohlbefinden. Eine gute Balance zwischen Aktivität und Pausen ermöglicht es Ihnen, ein aktives Leben zu führen.

Tipps finden Sie hier auf unserer Webseite. Schauen Sie doch mal vorbei.

 
 
 
 

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